Im langen 19. Jahrhundert erlebten die europäischen Wissenschaften durch staatlich geführte oder individuelle Expeditionen erhebliche Neuerungen. Die weißen Flecken der Erde sollten erforscht werden. Alles, was fremd war, konnte in Besitz genommen und in den europäischen Gelehrtenstuben kategorisiert werden. Das Leben an den Peripherien wurde beschrieben, bewertet, ausgebeutet. Es galt, Sprachen, Kopfformen, Riten, Kunst, Tänze und vieles mehr aufzuzeichnen, einzuordnen und zu katalogisieren. Es war der Drang in die Ferne, an dem entlang sich ganze Fachdisziplinen bildeten und abgrenzten. Artefakte, Illustrationen und Abenteuergeschichten erzeugten die Selbstwahrnehmung für eine europäische Welt, die auf der Suche nach sich selbst und ihrer Herkunft war. Innerhalb dieser Konferenz werfen wir einen umfangreichen Blick auf diese Entwicklungen. Wir suchen Antworten auf die Frage, wie die Welt durch Expeditionen vermessen und geordnet wurde und nach den Gründen, warum manche Expeditionen von der Öffentlichkeit breit rezipiert wurden und andere nicht. Wir wollen kritisch die Forschungen zur und die Errichtung von Kolonien diskutieren, ihre Visualisierung und die damit verbundenen Machtpraktiken sowie die Unterschiede zu den Expeditionen der Frühen Neuzeit. Drei Tage lang werden wir den Spuren einer europäischen Bewegung in die Welt folgen, die bis heute unsere Vorstellungen von Wissenschaft und außereuropäischer Wissenschaft prägt. Seien Sie herzlich willkommen!
Um an der online Konferenz als Gast teilzunehmen, registrieren Sie sich bitte unter:
zoom.us/meeting/register/tJUvceihrTMsGtK7ghAQdkCeb8m2DpmwmCOq
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Programm
Wednesday, 17 November 2021:
Opening and Keynote
06:00 pm Opening by Jörn Happel
06:30 pm Keynote: Roberto Zaugg (Zurich): The Shackle and the Pen. Travel Writing in the Age of the Atlantic Slave Trade
Convener: Jörn Happel
Thursday, 18 November 2021: Panel I: Conceptualizing Surveys
Convener: Joachim Eibach (Bern)
10:00–11:30 am
Yvonne Kleinmann (Halle-Wittenberg): Vermesser und Verwalter. Die russländischen Forschungsexpeditionen des 18. Jahrhunderts als Netzwerk
Anna Ananieva & Alexander Ananyev (Tubingen): Zwischen Estland und der Welt: Wirkungspotenzial der Familiennetzwerke am Beispiel der Expeditionen von Otto von Kotzebue
Martin Rohde (Halle-Wittenberg) & Fabian Baumann (Chicago): Bauern messen – Nationen machen? Die Forschungsexpeditionen der St. Petersburger anthropometrischen Schule Fedir Vovks im frühen 20. Jahrhundert
11:30–01:00 pm Lunch
Panel II: Forgotten Expeditions
Convener: Alexander Schnickmann (Berlin)
01:00–02:00 pm
Lachlan Fleetwood (Dublin): Breakdown, “Failure” and Dependency in Imperial Exploration and Surveying: Notes from the Euphrates Expedition of 1835-7
Michael Jonas (Hamburg): Another Imperial Order: A. O. Hume’s Expeditions and the Origins of Indian Ornithology
Moritz Pöllath (Munich): The forgotten case of the German Protectorate of Wituland: Travelers, adventurers and scientific explorers on the finges of East Africa
02:00–03:00 pm Break
Panel III: Surveying the Colonies
Convener: Alexander Morrison (Oxford)
03:00–04:00 pm
Devyani Gupta (Sonipat) Making Empire Legible: Knowledge practices and postal standardization in nineteenth century India
Mark Rice (New York): The Menage Expedition to the Philippines – An Unexpected Prelude to Colonial Governance
04:00–04:15 pm Break
Panel IV: The Visualisation of the Other
Convener: Anja Rathmann-Lutz (Basel)
04:15–05:15 pm
Margo Buelens-Terryn & Kirstof Loockx (Antwerp): Bringing the world into view: The visual travel lecture circuit in early-twentieth-century Belgium
Adrian Young (Granville): Indigenous Hospitality and Expeditionary Practice: the Case of Pitcairn IslandVirtual get-together 05:15–05:45 pm
Friday, 19 November 2021
Panel V: Practices
Convener: Alexis Hofmeister (Basel/Munich)
10:00–11:30 am
Clemens Günther (Berlin): Grenzphänomene – Wissenspoetiken des Schneesturms in der Orenburger Steppe
Mira Shah (Frankfurt am Main): Steinzeit orten/ordnen. Expeditionen nach Neuguinea im Dienst der ‘Erfindung’ menschlicher Vorgeschichte
Tobit Nauheim (Bonn): “Erster Eindruck der Japaner nicht besonders günstig”. Methodologische Überlegungen zu einer biographisch orientierten Analyse epistemischer Feldforschungspraktiken anhand der Japanreise Johannes Justus Reins (1873–75)
11:30–12:00 am Break
Panel VI: Closing the Circle
Convener: Roberto Zaugg (Zurich)
12:00 am–01:30 pm
Tatiana Feklova (St. Petersburg): The organizational and financial aspects of the Russian Academy of sciences’ expeditions in the 19 century
Maximilian Drephal (Potsdam): “An envoy and his gifts”, “sickness” and empire
Marcelo Fabián Figueroa (Tucumán): From one coast to the other: the Malaspina expedition at the Eastern and Western coasts of Patagonia (1789–1790)
Final Discussion
Convener: Melanie Hussinger & Hajo Raupach
Kontakt
expeditionen@hsu-hh.de