Das Teilprojekt im Sonderforschungsbereich „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen“ (SFB 1199) analysiert das komplexe Geflecht von Logiken der Verräumlichung, Formatierung von Räumen und Herstellung von Raumordnungen im 19. und 20. Jahrhundert. Unter „Raumsemantik“ versteht das Projektteam sprachlich und visuell vermittelte Bedeutungen und Sinnstrukturen von Raum und Räumlichkeit. Darunter fallen ausdrücklich auch Imaginationen, Visualisierungen, Bilder und in Texten überlieferte Metaphern. Im Fokus stehen die für die Analyse von Raumsemantiken besonders aufschlussreichen Übergänge, Verschiebungen und Übersetzungen zwischen unterschiedlichen Medien, Sprachen und Kontexten.
Das Vorhaben knüpft an die Auswertungen der Zeitschriften von rund 30 Geographischen Gesellschaften an, die zwischen 1821 und 1914 in Europa, Nord- und Südamerika, Ostasien, Nordafrika und Australien erschienen sind (mehr erfahren). Diese in der ersten Förderphase des SFB 1199 gewonnenen Daten sollen in einem Teilprojekt mithilfe von Anwendungen der digitalen Geisteswissenschaften analysiert werden, um dem internationalen Wandel von Raumsemantiken speziell im englisch-, französisch- und deutschsprachigen Bereich auf die Spur zu kommen. Eine weitere Teilstudie untersucht zwei populäre, im Überschneidungsbereich von Wissenschaft, Schule und Öffentlichkeit angesiedelte Zeitschriften in der Zwischenkriegszeit und nach 1945. Hier geht es um die Frage, inwieweit der Wandel von Raumsemantiken als geographische Reaktionen auf die Veränderung globalisierter Raumordnungen gedeutet werden kann.
Laufzeit
01/2020 – 12/2023
Bearbeitungsteam
Ute Wardenga, Dirk Hänsgen, Ninja Steinbach-Hüther
Publikationen
Maximilian Georg / Ute Wardenga(2020): “Our Field Is the World”: Geographical Societies in International Comparison, 1821–1914. In: Bruno Schelhaas / Federigo Ferretti / André Reyes Novaes / Marcella Schmidt die Friedberg (Hrsg.): Decolonising and Internationalising Geography. Essays in the History of Contested Science. Cham: Springer Nature Switzerland AG, S. 67–79 (Historical Geography and Geoscience)
Maren Möhring, Gabriele Pisarz-Ramirez und Ute Wardenga, Raumimaginationen und Verräumlichungsprozesse. In: Matthias Middel (Hg.), Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen I, Leipzig 2021, S. 101–147.
Ninja Steinbach-Hüther (2021): Towards a Connection between Cultural Transfer Research and Digital Humanities: Africa as an Example. In: Michel Espagne / Matthias Middell et. al. (Hrsg.): Intercultural Transfers and Processes of Spatialization. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, S. 293–311
Ninja Steinbach-Hüther / Thomas Efer (2021): The Digital Humanities Interface – An Introduction. In: TRAFO – Blog for Transregional Research, 28.09.2021, https://trafo.hypotheses.org/30974
Ute Wardenga (2019): Von der Länderkunde zu Regionalen Geographien. In: Geographische Rundschau 71 (1/2), S. 46–51
Ute Wardenga (2020): Vergangene Zukünfte − oder: Die Verhandlung neuer Möglichkeitsräume in der Geographie. In: Geographische Zeitschrift 108, 1, S. 4–22.
Ute Wardenga (2021): Raumbegriffe der Kulturlandschaftsforschung – Archäologie, Geschichte und Geographie im Gespräch. Eine Einführung. In: Haik Thomas Porada / Matthias Hardt / Ulrich Harteisen / Andreas Dix / Ute Wardenga (Hrsg.): Landschaft – Region – Identität (= Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie 39). Darmstadt. S. 49–72.
Ute Wardenga / Ninja Steinbach-Hüther / Dirk Hänsgen / Thomas Efer (2021): Von einer Geographie der Verräumlichung zu Geographien von Raumsemantiken. Digital Humanities als Schlüssel. In: Matthias Middel (Hg.), Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen I, Leipzig 2021, S. 45-69.
Kooperation(en)
Universität Leipzig
Projektförderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (SFB 1199)
Teilprojekt im SFB 1199 „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen“
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ute Wardenga
Tel. +49 341 600 55-110
U_Wardenga(at)ifl-leipzig.de