Explorationskulturen und Expeditionsnetzwerke von Südpolreisen um 1900 am Beispiel der »Discovery« und der »Gauss«.
Um 1900 erklärten Geographen und Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen die Südpolarregionen zum letzten weißen Fleck auf der Landkarte. Seine Tilgung sollte die Erschließung der Welt zum Abschluss bringen, worauf sich in Europa eine Vielzahl engmaschig miteinander verflochtener Antarktisprojekte entwickelte.
Pascal Schillings legt den Fokus auf die britische Expedition an Bord der Discovery, unter Leitung von Robert Falcon Scott, und die deutsche Unternehmung auf der Gauss, geleitet durch Erich von Drygalski. Im Mittelpunkt stehen die Planung und Ausrüstung der Expeditionen, ihre Arbeiten in der Antarktis sowie die Analyse und Veröffentlichung ihrer Ergebnisse nach ihrer Rückkehr. Dabei war das Verhältnis von geographischer und verwissenschaftlichter Explorationskultur ein zentrales Charakteristikum der einzelnen Expeditionen mit ihren jeweiligen Akteuren, Instrumenten, Medien und Praktiken der Wissensproduktion, aber auch der Antarktiskonjunktur um 1900 insgesamt. Es zeigt sich, dass die verschiedenen Expeditionen letztlich an einer Vielzahl letzter weißer Flecken arbeiteten, die auch mit Erreichen des Südpols noch nicht vollständig ausgelöscht waren.