Termine

Landschaftsprägende Zisterzienserinnen, Lehnin, 05.05.2023 – 07.05.2023

Durch die Eigenwirtschaft und den ordensintern geregelten Wissenstransfer wurden zisterziensische Männerklöster auf noch heute erfahrbare Weise prägend für die sie umgebenden Kulturlandschaften. Durch das System von Filiation und Visitation wurden sie europaweit wirksam und schufen eine Einheit in der Vielfalt. Für zisterziensische Frauenklöster stehen vergleichbare Untersuchungen weitgehend aus. Hier möchte die Tagung in Lehnin ansetzen, um nicht einfach den Befund der Männer zu übertragen.

Der 2019 erschienene Tagungsband Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa warf die Frage auf, ob die Zisterzienser Landschaftsgestalter waren. U.a. mittels Inventarisierungen von Landschaftselementen und -strukturen im Einflussbereich von Männerzisterzen und einer daraus gefolgerten Spezifik zisterziensischer Klosterlandschaften konnte das bejaht werden. Durch die typisch zisterziensische Eigenwirtschaft und den ordensintern geregelten Wissenstransfer wurden zisterziensische Männerklöster auf noch heute erfahrbare Weise prägend für die sie umgebenden Kulturlandschaften. Durch ihr Netzwerk aus Filiationslinien wurden sie außerdem europaweit wirksam und schufen eine Einheit in der Vielfalt, die aktuell die Basis eines gemeinsamen Antrags zur Erlangung des Europäischen Kulturerbe-Siegels (EKS) in der Kategorie Kulturlandschaft durch 17 Partnerstätten in Deutschland, Österreich, Polen, Slowenien und Tschechien bildet. Für zisterziensische Frauenklöster stehen vergleichbare Untersuchungen weitgehend aus. Um nicht einfach den Befund
der Männerklöster zu übertragen, sondern die spezifische Rolle der Zisterzienserinnen in der Gestaltung von Kulturlandschaften zu untersuchen, erscheinen folgende Fragen besonders lohnenswert:

1. Welche Rolle spielten die einzelnen AkteurInnen bei der Kulturlandschaftsgestaltung? Sind nicht sie es mit ihren sozialen Einbindungen, die landschaftsprägend hervortreten, eher als eine nichtpersonal gedachte „Institution Kloster“? Welche Rollenunterschiede ergeben sich hier zwischen Zisterziensern, Zisterzienserinnen und ihrer Klosterfamilia in den Quellen, der Forschung und der allgemeinen Wahrnehmung? Gibt es Mythen oder Stereotype, die hinsichtlich einer solchen Rollenkonstruktion untersucht werden müssen?

2. Inwiefern unterscheiden sich Frauen- und Männerklöster hinsichtlich ihrer Ausstattung und Wirtschaftstätigkeit? Waren Frauenklöster im Großen und Ganzen wirklich tendenziell kleiner als Männerklöster? Ändert sich dieses Bild in der Frühen Neuzeit, nachdem viele Männerklöster aufgehoben wurden, während zahlreiche Frauenklöster weiter bestanden?

3. Wie wirken sich Unterschiede in Ausstattung und wirtschaftstätigkeit auf die Prägung der Kulturlandschaft aus? Prägten kleinere Klosterwirtschaften die Kulturlandschaft qualitativ weniger oder anders? Spielten regionale Unterschiede (z.B. Alt- und Neusiedelland) dabei eine Rolle? Gibt es Zeitstellungen, die besonders günstig für landschaftsprägende Prozesse waren? Ist die Landschaftsprägung heute noch wahrnehmbar und wenn ja, welche Faktoren spielen dafür eine Rolle?

4. Was genau ist „das“ Zisterziensische bei Frauenklöstern und gibt es, wie bei den Männerklöstern, ein verbindendes europäisches Element im Sinne der Cisterscapes? Welche Rolle spielte die Zugehörigkeit zum Zisterzienserorden und zur Filiationslinie für die einzelnen Klöster beiderlei Geschlechts im Vergleich zu anderen Formen der Zugehörigkeit, wie der städtischen, regionalen oder personellen?

Im interdisziplinären Zusammenspiel soll die Konferenz die landschaftsprägende Rolle von Zisterzienserinnen untersuchen, das methodische Instrumentarium schärfen und die Leistungsfähigkeit des Landschaftskonzepts prüfen. Beiträge zu
beispielbezogenen Einzelstudien sind ebenso willkommen wie übergreifende methodisch-theoretische Beiträge oder auch
direkte Vergleiche zwischen Männer- und Frauenklöstern.

Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge (max. 3.000 Zeichen) für 25-minütige Beiträge bis zum 1. November 2022 an die Organisatorinnen.

Deadline: 01.11.2022

Kontakt

KLOSTERLAND e.V. – Cornelia von Heßberg M.A. (hessberg@klosterland.de)
Cisterscapes – Dr. Rosa Karl (rosa.karl@lra-ba.bayern.de)

https://cisterscapes.eu/