Die Universität Erfurt schreibt im Rahmen des „Thüringer Programms zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchskünstlerinnen“ für das Jahr 2025 drei Kurzzeitstipendien für promovierte Wissenschaftlerinnen zur Erforschung der Bestände der Forschungsbibliothek Gotha mit einer Förderdauer von bis zu fünf Monaten aus. Das Stipendium kann frühestens zum 1. August 2025 angetreten werden und endet in jedem Fall mit dem 31. Dezember 2025. Je nach Schwerpunktsetzung sind die Stipendiatinnen ans Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt oder ans Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes angebunden.
Die Bewerbungsfrist endet am 15. Juni 2025.
FORSCHUNGSBIBLIOTHEK GOTHA
Die Forschungsbibliothek Gotha (FBG) auf Schloss Friedenstein bewahrt herausragende Sammlungen zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit und der Neuzeit. Sie ist nach Berlin und München neben der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel die bedeutendste Bibliothek historischer Bestände des 16. bis 18. Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 2003 gehört außerdem die Sammlung Perthes Gotha zur Bibliothek, die aus den Beständen des 1785 gegründeten Verlags Justus Perthes Gotha hervorgegangen ist. Sie zählt weltweit zu den bedeutendsten geographischen Spezialsammlungen.
Aufgabe der Forschungsbibliothek ist die Sammlung, Bewahrung und Erschließung ihrer Quellen, die Teil des europäischen kulturellen Erbes sind. Insgesamt befinden sich in der Bibliothek etwa 700.000 gedruckte Werke, darunter rund 350.000 Drucke des 16. bis 18. Jahrhunderts. Hinzu kommen ca. 11.500 Handschriftenbände, die eine bedeutende Sammlung von Handschriften, Autographen und Nachlässen zur Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit enthalten, sowie eine Kollektion von rund 3.500 orientalischen Handschriften – die drittgrößte ihrer Art in Deutschland. Die Bibliothek bewahrt ferner eine bemerkenswerte Sammlung von Briefen deutscher Auswanderer nach Amerika.
Die Sammlung Perthes umfasst die Überlieferung des 1785 in Gotha gegründeten Verlagshauses Justus Perthes Gotha und seiner Nachfolger und bildet mit ihren drei Bereichen Kartensammlung, Fachbibliothek und Verlagsarchiv ein einzigartiges Zusammenhangsmaterial. Die Kartensammlung enthält ca. 185.000 Blätter des 18. bis 20. Jahrhunderts aus der internationalen und verlagseigenen Kartenproduktion; die kartographisch-geographische Fachbibliothek umfasst 120.000 Bände. Das Verlagsarchiv mit 800 laufenden Metern beinhaltet u. a. die Überlieferung der Schriftleitung von Petermanns Mitteilungen, eine Belegexemplar-Sammlung der Verlagsproduktion sowie 1.650 Kupferplatten. Geleitet wird die FBG von Dr. Kathrin Paasch.
FORSCHUNGSZENTRUM GOTHA
Das 2004 gegründete Forschungszentrum Gotha (FZG) ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Erfurt. Aufgabe des FZG ist die koordinierte Durchführung von Forschungsvorhaben insbesondere zur Kultur- und Wissensgeschichte der Neuzeit in enger Kooperation mit den bestandshaltenden Institutionen auf Schloss Friedenstein. Nähere Angaben zu den aktuellen Projekten und Themenschwerpunkten finden sich hier. Darüber hinaus organisiert das FZG (Gast-)Vorträge, Konferenzen und Kolloquien und dient als Plattform für Stipendiat:innen, Gastwissenschaftler:innen und Forschungsnetzwerke. Direktor des FZG ist Prof. Dr. Martin Mulsow.
FORSCHUNGSKOLLEG TRANSKULTURELLE STUDIEN / SAMMLUNG PERTHES
Das Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes (FKTS/SP) ist ebenfalls eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Erfurt. Es versteht sich als eine Plattform für interdisziplinäre Forschungen zur historischen Gewordenheit der heutigen globalen Welt. Seine Forschung orientiert sich an den Gothaer Sammlungszusammenhängen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert und richtet ein besonderes Augenmerk auf die Sammlung Perthes. Das Kolleg verfolgt eigenständige sowie kooperative Forschungsprojekte mit Schwerpunkten u.a. zu den Kartographien Nordost- und Westafrikas, zur Selbstzeugnisforschung und zur Verlagsgeschichte. Überdies ist es an methodischen Fragen einer kritischen Kartographiegeschichte interessiert, in jüngster Zeit an politischen Kartographien, z.B. zum Zusammenhang von Kartographie und Kolonialität (weitere Informationen hier). Dabei arbeitet es eng mit nationalen und internationalen Wissenschaftler:innen zusammen und strebt enge Kooperationen mit Forschenden aus dem globalen Süden an. Geleitet wird das FKTS/SP von Prof. Dr. Iris Schröder.
FÖRDERUNGSPROFIL UND -VORAUSSETZUNGEN
Gefördert wird die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Beständen der Forschungsbibliothek und den dazugehörigen historischen Sammlungen des Verlags Justus Perthes Gotha. Die wissenschaftlich-inhaltliche Ausrichtung zielt darauf, den vielfältigen Beständen und der Universalität der Gothaer Bibliothek Rechnung zu tragen. Das Programm besitzt thematisch und disziplinär einen offenen Charakter. Ergänzend können auch die Bestände des Landesarchivs Thüringen – Staatsarchiv Gotha und der Friedenstein-Stiftung Gotha in die Forschung einbezogen werden.
Das Kurzzeitstipendium richtet sich an exzellent promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen, die ein neues Forschungsvorhaben aufnehmen oder eine bereits begonnene Arbeit weiterführen bzw. abschließen möchten und dafür die oben genannten Bestände verwenden wollen. Die erfolgreich bestandenen Prüfungsleistungen im Rahmen des Promotionsverfahrens sind zum Zeitpunkt des Förderbeginns nachzuweisen.
Die monatliche Förderung beträgt 2.000 Euro. Zusätzlich wird ein Familienzuschlag in Höhe von 300 Euro für ein Kind und 150 Euro für jedes weitere Kind gewährt. Das Stipendium kann frühestens ab 1. August 2025 angetreten werden. Bis zum 31. Dezember 2025 muss das Stipendium abgeschlossen sein. Regelmäßige Präsenz in Gotha und die aktive Vernetzung mit Wissenschaftler:innen vor Ort werden vorausgesetzt.