Vor etwa 150 Jahren brachen der Mannheimer Vulkanologe Wilhelm Reiß (1838-1908) und sein Fachkollege Alphons Stübel (1835-1904) zu einer Expedition durch Südamerika auf. Ihre achtjährige Reise (1868-1876) führte sie durch Kolumbien, Ecuador, Peru und Brasilien. Wilhelm Reiß bestieg unter anderem als erster das rund 5900 Meter hohe Vulkanmassiv des Cotopaxi in Ecuador. Die Expedition brachte Reiß nicht selten an den Rand seiner physischen und psychischen Belastbarkeit. Zu den beeindruckenden Zeugnissen dieser Reise gehören neben zahlreichen Exponaten und schriftlichen Aufzeichnungen vor allem umfangreiche Fotokonvolute. Die Aufnahmen stammen aus der Pionierzeit der lateinamerikanischen Fotografie. Imposante frühe Stadtansichten von Bogota und Lima dokumentieren eine rasch fortschreitende Urbanisierung. Im Gegensatz dazu beeindrucken Landschaftsbilder durch die Üppigkeit und Wildheit der Natur. Andere Aufnahmen bezeugen die Zerstörungskraft von Erdbeben. Einen Schwerpunkt bilden die Porträtaufnahmen, die zum großen Teil die eurozentrische Sichtweise der Zeit vom vorzeigbaren „Wilden“ widerspiegeln. Wilhelm Reiß war von 1885 bis 1887 Vorsitzer der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
Anmeldung erwünscht unter veranstaltungen@gfe-berlin.de