Seit ihren Anfängen und besonders im „langen“ 19. Jahrhundert spielten Geographische Gesellschaften eine wichtige Mittlerrolle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit: Sie organisierten und unterstützten Expeditionen, veröffentlichten Forschungsergebnisse in ihren Zeitschriften und erreichten mit ihren Vorträgen und Ausstellungen ein großes Publikum. Die Berichte aus vormals unbekannten Weltgegenden vermittelten indes nicht nur raumbezogenes Faktenwissen. Sie beflügelten auch die Phantasie der Leser und Zuhörer und trugen dazu bei, dass sich neue, „globalere“ Vorstellungen von der Welt und ihren räumlichen Ordnungen entwickeln, verbreiten und an Akzeptanz gewinnen konnten.
Das Projekt untersucht, wie und warum unterschiedliche Typen von Geographischen Gesellschaften zur Konfiguration neuer Raumformate und der Etablierung von Raumordnungen beitrugen. Im Unterschied zu bisherigen Forschungen geht das Vorhaben davon aus, dass die Art und Weise, wie raumbezogenes Wissen gewonnen und vermittelt wurde, spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich von Geographischen Gesellschaften in aller Welt beeinflusst wurde: Sie setzten gewissermaßen internationale Standards, gleichzeitig bildeten sich „individuelle“ Unterschiede je nach thematischer Ausrichtung der Gesellschaften heraus. Das Projekt teilt sich deshalb in zwei Untersuchungsabschnitte.
Im ersten Schritt wird auf der Basis vergleichender Analysen von Aktivitätsprofilen und Sozialstrukturen sowie von Mustern und Modi der Verflechtung eine neue Typisierung entwickelt, die jenseits nationalstaatlicher Entwicklungspfade Gesellschaften mit ähnlichen Aktivitätsprofilen und/oder Spezialisierungen zusammenfasst. Hierauf bauen zwei parallel angelegte Studien für den romanisch-sprachigen Raum sowie den deutsch- und den englischsprachigen Raum auf. Sie sollen mithilfe vergleichender hermeneutischer Analysen zeigen, welche v. a. imaginationsbasierten Strategien und Praktiken unterschiedliche Typen von Gesellschaften entwickelten, um Raumformate zu konstruieren und bestimmten Raumordnungen zu Legitimität und Verbreitung zu verhelfen.
Laufzeit
01/2016 – 12/2019
Bearbeitungsteam
Ute Wardenga, Dirk Hänsgen, Maximilian Georg, Ninja Steinbach-Hüther, Maximilian Stintzing
Publikationen
Steinbach-Hüther, Ninja / Hänsgen, Dirk / Efer, Thomas / Wardenga, Ute (2019): Geographiegeschichtsschreibung und Digital Humanities. Neue Methoden für Zeitschriftenanalysen. Leipzig: Universitätsverlag Leipzig. 30 S. (Working paper series des SFB 1199 an der Universität Leipzig; 15)
Wardenga, Ute (2019): Geographische Gesellschaften als Pioniere nationaler und kolonialer Raumordnungen. In: Geographische Rundschau 71 (5), S. 10–14
Wardenga, Ute (2019): Von der Länderkunde zu Regionalen Geographien. In: Geographische Rundschau 71 (1/2), S. 46–51
Wardenga, Ute / Möhring, Maren / Pisarz-Ramirez, Gabriele (2019): Imaginationen. Berlin, Boston: De Gruyter, (Dialektik des Globalen. Kernbegriffe; 5)
Kooperation(en)
Universität Leipzig
Projektförderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (SFB 1199)
Teilprojekt im SFB 1199 „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen“
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ute Wardenga
Tel. +49 341 600 55-110
U_Wardenga(at)ifl-leipzig.de
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