Termine

Sammlungen mit Nutzen betrachten: Akteure geowissenschaftlicher Sammlungen um 1800 und ihre epistemischen Praktiken, Görlitz, 03.11.2022 – 04.09.2022

Der Wandel vom (Naturalien-)Kabinett zur wissenschaftlichen Sammlung vollzog sich für die Geowissenschaften in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In dieser Zeit reicht das Spektrum der Sammlungsbetreiber von Landesherren, über Sozietäten, Bergbeamte, Universitätsangehörige bis hin zu privaten Akteuren unterschiedlichster Professionen.

Sammlungen mit Nutzen betrachten: Akteure geowissenschaftlicher Sammlungen um 1800 und ihre epistemischen Praktiken

Nicht alle verfolgten gleichermaßen (geo-)wissenschaftliche Intentionen: Forschungsaktivitäten sind insbesondere außerhalb der Universitäten für private Akteure auszumachen, die mit ihren regionalen Geländeforschungen und Sammlungen zu überregionalen Experten avancierten. Zugleich waren private, universitäre und bergakademische Akteure europaweit durch Korrespondenzen und Forschungsgesellschaften vernetzt. Hinzu kommt, dass Sammlungsbetreiber auf Reisen nicht selten auch „Sammlungsbesichtiger“ waren, die auf ihren Reisen breit gefächerte Kenntnisse über Objekte, fachspezifische Intentionen, Sammlungsstrukturen und Praktiken erwarben und verbreiteten. Gemeinsames Ziel und durchaus auch Effekt dieser hybrid zusammengesetzten Wissenschaftsgemeinschaft war es, Wissen zusammenzuführen, allgemein gültige Theorien abzuleiten oder zu modifizieren und eine gemeinsame Fachsprache zu entwickeln.

Anliegen der Tagung ist es, die Bedeutung (privater) Sammlungen wie auch Sammlungsbesichtigungen als Konstellation bestimmter epistemischer Praktiken für diese frühe Phase der Geowissenschaften näher zu beleuchten. Zudem soll anhand der Vorstellung aktueller Initiativen diskutiert werden, wie historische Sammlungen als Begegnungsorte erschlossen und auf neue Weise zugänglich gemacht werden können.

Die Tagung ist Teil des am Historischen Seminar der WWU Münster verankerten DFG-Projekts „Sammlungsbesichtigung als epistemische Praktik in der Scientific Community der Geowissenschaften zwischen 1765 und 1807“ das an der Schnittstelle von Geschichts- und Geowissenschaften angesiedelt ist. Die Tagung richtet sich an alle Interessierten. Die Teilnahme ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung gebeten.

Ausführliche Informationen zur Tagung finden Sie unter https://t1p.de/yk0il.

Programm

Donnerstag, 03. November 2022

14:00–14:25 Uhr
Begrüßung und Einführung

Sektion (1) Sammlungen als Orte der Herausbildung fachspezifischen Wissens / Moderation: Peter Suhr (Dresden)

14:25–15:10 Uhr
Thomas Schmuck (Weimar): Die Steine zum Reden bringen: Goethes Arbeiten in seiner geowissenschaftlichen Sammlung

15:10–15:55 Uhr
Marianne Klemun (Wien): Erdwissenschaftliche Sammlungen: Wissen, Kommunikation und Glaubwürdigkeit

16:30–17:45 Uhr
Birgit Kreher-Hartmann (Jena): „Wir sammeln“ – Zur Ordnung und zum Gebrauch der Sammlung der Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena im Spannungsfeld der Herausbildung einer Fachdisziplin

17:45–18:30 Uhr
Gerhard Heide (Freiberg): Die Forschungs- und Lehrsammlung von Abraham Gottlob Werner

Freitag, 04. November 2022

Sektion (2) Sammlungsbesichtigung als wissenschaftliche Praktik / Moderation: Ulrike Ludwig (Münster)

08:30–09.15 Uhr
Anke Tietz (Görlitz/Münster): Sammlungsbesichtigung als wissenschaftliche Praktik in den Geowissenschaften um 1800

09:15–10:00 Uhr
Anne Mariss (Regensburg): „Wie wollte ich mich freuen, Ihr Kabinet zu sehen…“. Wissenschaftliche Praktiken der Sammlungsbesichtigung in Johann Reinhold Forsters Mineralienkabinett

10:20–11:05 Uhr
Cettina Rapisada & Christian Thomas (Potsdam/Berlin): Alexander von Humboldts Arbeitsnotizen in seinem Tagebuch von 1805. Eigene Sammeltätigkeit und Besuch geologischer Sammlungen in Italien

11:05–11:50 Uhr
Annett Wulkow Morera da Silva (Freiberg): Wissenszirkulation im Montanwesen im Spiegel des Besucherbuchs der Freiberger Bergakademie

12:00–13:00 Uhr
Führung Görlitzer Sammlungen: Kai Wenzel & Steffen Menzel, Görlitz

Sektion (3) Sammlungen neu ‚besichtigen‘ / Moderation: Marie Feist (Münster)

14:15–15:00 Uhr
Martina Kölbl-Ebert (München): Die Naturkundlichen Sammlungen des Eichstätter Priesterseminars. Sammeln, forschen, ausstellen, vermitteln und verstauben?

15:00–15:30 Uhr
Axelle Lecroq (Berlin/Potsdam): Entdeckung der Korrespondenz Alexander von Humboldts durch Such- und Visualisierungsfunktionen

15:45–16:15 Uhr
Gordon Fischer (Berlin/Potsdam): Chronotopische Studien zu Reisenden im 17. und 18. Jahrhundert

16:15–16:30 Uhr
Dank, Verabschiedung und Abreise

Kontakt

Prof. Ulrike Ludwig
Dr. Anke Tietz
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Kontakt unter: https://t1p.de/yk0il