Mit dem Aufruf „Dekolonisiert Euch!“ entbrannte eine Diskussion, inwieweit die Anwendung (pos)kolonialer Theorien, Fragen und Ansätze auch für ein Verständnis der Geschichte des östlichen Europas neue Perspektiven eröffnen könne. Die Tagung und der Nachwuchsworkshop nehmen diese Diskussion auf. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte derjenigen Regionen, die im heutigen Polen, Litauen, Lettland, Estland, Belarus und der Ukraine liegen.
Die fließenden Grenzen des Kolonialismus. Vor- und Nachteile einer postkolonialen Perspektive für die Erforschung der nord- und ostmitteleuropäischen Regionen
WORKSHOP: 21. – 22. November 2023
Die gemeinsam vom Nordost-Institut und Herder-Institut konzipierten Veranstaltungen, eine wissenschaftliche Tagung und ein Workshop für Nachwuchswissenschaftler:innen, nehmen die aktuelle Diskussion über die koloniale Vergangenheit Europas auf und verbinden sie mit einer kritischen Auseinandersetzung mit den postkolonialen Theorien und Ansätzen sowie ihrer Anwendbarkeit auf das östliche Europa. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte derjenigen Regionen, die im heutigen Polen, Litauen, Lettland, Estland, Belarus und der Ukraine liegen.
Die als „(post)kolonial“ gedeuteten Diskurse und Praktiken überlagerten sich dort mit anderen für multiethnische Regionen spezifischen Prozessen. So lassen sich einerseits Formen eines „Nachbarschaftskolonialismus“ ausmachen, der auf nationale Homogenisierung und Durchsetzung hegemonialer Herrschaft ausgerichtet war und von einer expliziten Zivilisierungsmission begleitet wurde. Anderseits bestanden teils über Jahrhunderte überdauernde Machtkonstellationen fort, die von vornherein einen asymmetrischen Charakter besaßen und sich nicht pauschal auf ein Ausbeutungsverhältnis zwischen „Kolonisierten“ und „Kolonisatoren“ reduzieren lassen.
Programm
Dienstag, 21. November 2023
14:00 Uhr Begrüßung
14:15 Uhr Arbeit in kleinen Gruppen
Colonialisms or the many Forms of Colonialism – Clarification of Terms/ Kolonialismen oder die vielen Formen des Kolonialismus – zur Begriffsklärung
Moderation: Heidi Hein-Kircher / Antje Johanning-Radžienė / Florian Neiske
16:00 Uhr Panel I: Colonial Spatial Orders / Koloniale Raumordnungen
Moderation: Antje Johanning-Radžienė
Berenika Zeller: Leben mit der Modernisierungs- und Zivilisierungsmission der Tschechoslowakei, 1920–1939
Michéle Häfliger: Ruthenische Mehrheit in Minderheitsposition zwischen konkurrierenden (trans-)nationalen Identitätsentwürfen
Larisa Kangaspuro: Ukrainian Prisons in the Penal System of the Russian Metropolis
17:30 – 19:00 Uhr Roundtable
Moderation: Heidi Hein-Kircher
Franziska Davies (München), Martin Rohde (Regensburg), Monika Rüthers (Hamburg)
Decolonizing or De-Centering? New Approaches and Their Impact on Studies on Eastern Europe
Mittwoch, 22. November 2023
09:00 Uhr Panel II: Colonial Legacy / Koloniales Vermächtnis
Moderation: Florian Neiske
Kacper Dziekan: The Legacy of Baltic Germans in Russian America. Past and Present
Dominika Zyśk: Estonian Language Politics and Upcoming School Reform
Volha Davydzik: Pessimism and Optimism of the Future: The Future of the World(s) in the Strategies of Feminism and Digital Technologies.
11:30 Uhr Final discussion: A Changed View on Colonialism? / Abschlussdiskussion: Ein veränderter Blick auf Kolonialismus?
Moderation: Heidi Hein-Kircher / Antje Johanning-Radžienė / Florian Neiske
12:00 – 13:00 Uhr City Tour / Stadtrundgang in Lüneburg (Teilnahme optional)
Joachim Tauber
Nordost-Institut
Institut für Kultur und Geschichte der
Deutschen in Nordosteuropa (IKGN e.V.)
an der Universität Hamburg
Lindenstraße 31
21335 Lüneburg
Telefon: +49 4131-40059-0
Fax: +49 4131-40059-59
Email: sekretariat@ikgn.de
https://www.ikgn.de/veranstaltungen/die-fliessenden-grenzen-des-kolonialismus.html
Die fließenden Grenzen des Kolonialismus. Vor- und Nachteile einer postkolonialen Perspektive für die Erforschung der nord- und ostmitteleuropäischen Regionen
TAGUNG: 22. – 24. November 2023
Die gemeinsam vom Nordost-Institut und Herder-Institut konzipierten Veranstaltungen, eine wissenschaftliche Tagung und ein Workshop für Nachwuchswissenschaftler:innen, nehmen die aktuelle Diskussion über die koloniale Vergangenheit Europas auf und verbinden sie mit einer kritischen Auseinandersetzung mit den postkolonialen Theorien und Ansätzen sowie ihrer Anwendbarkeit auf das östliche Europa. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte derjenigen Regionen, die im heutigen Polen, Litauen, Lettland, Estland, Belarus und der Ukraine liegen.
Die als „(post)kolonial“ gedeuteten Diskurse und Praktiken überlagerten sich dort mit anderen für multiethnische Regionen spezifischen Prozessen. So lassen sich einerseits Formen eines „Nachbarschaftskolonialismus“ ausmachen, der auf nationale Homogenisierung und Durchsetzung hegemonialer Herrschaft ausgerichtet war und von einer expliziten Zivilisierungsmission begleitet wurde. Anderseits bestanden teils über Jahrhunderte überdauernde Machtkonstellationen fort, die von vornherein einen asymmetrischen Charakter besaßen und sich nicht pauschal auf ein Ausbeutungsverhältnis zwischen „Kolonisierten“ und „Kolonisatoren“ reduzieren lassen.
Programm
Mittwoch, 22. November 2023
13:30 – 14:00 Uhr Anmeldung Tagung
14:00 Uhr Begrüßung
Joachim Tauber / Heidi Hein-Kircher
14:15 Uhr Einführende Überlegungen
Agnieszka Pufelska
14:45 – 16:45 Uhr Panel: Akteure
Moderation: Heidi Hein-Kircher
Markus Nesselrodt: Das preußische Warschau (1796-1806). Ein koloniales Projekt?
Felix Matheis: „Die Kolonien liegen im Osten“. Kolonialistische (Selbst-)Deutungen hansestädtischer Kaufleute im besetzten Polen 1939 bis 1945
Cosmin Minea: A New-Found-Land and Its Westernization. Architects in Late 19th Century Romania
18:30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag im Museum Lüneburg
Franziska Davies: Von Kolonialismus und Arroganz: Deutschlands Blick auf Ostmitteleuropa
Donnerstag, 23. November 2023
9:00 – 11:00 Uhr Panel: Modernisierung
Moderation: Clara Frysztacka
Francesco Constantini: The Reception of Modernity in Poland: a Postcolonial Analysis at the Turn of the Centuries
David Stienen: „Decolonize Prussia“? Kritische Reflexionen
Oleksandra Krushynska: Becoming Austrian? The Problem of Socio-Political Transformations in Galicia. During First Decades of Habsburg Rule (1772-1815)
11:30 – 13:30 Uhr Panel: Epistemologische Gewalt
Moderation: Katja Bernhardt
Maria Rhode: Die (physische) Anthropologie in Polen: eine nicht-koloniale Wissenschaft?
Jerzy Gorzelik: Die Synthese der Kunstgeschichte einer umstrittenen Region als Praxis der Kolonisierung und Dekolonisierung. Der Fall Oberschlesiens
Wiktoria Tombarkiewicz: The Functionality of the Postcolonial Approach in the Research on Upper Silesia’s Imaginary Incorporation. A study of the Region’s Historical Syntheses Related to the Polish Millennium
14:15 – 16:15 Uhr Panel: Vermittlung
Moderation: Hans-Christian Petersen
Benedikt Stimmer: Diglossie als „koloniales“ Machtverhältnis? Sprachenfrage und „aufgeklärte“ Herrschaft in den habsburgischen und den preußischen Teilungsgebieten Polen-Litauens um 1800
Katheryna Budz: Forced Orthodoxization as a Colonial Practice. A Case of the Post-War Eastern Galicia
Oleksandra Terentyeva: Mnemonical and Decolonizing Landscape of Ukrainian Political and Semi-Political Public Discourse
16:45 – 18:45 Uhr Panel: Adaptionen
Moderation: David Feest
Marina Gerber: Decolonial Knowledge’. Myth and Motifs in the East Central European Decolonial Discourse
Jannick Piskorski: Polen A und B in der postkolonialen Theorie und in der Popkultur
Anton Liavitski: Zentrum und Peripherie. Stadt-Dorf-Gefälle im politischen Diskurs Weißrusslands (1990-1995)
Freitag, 24. November 2023
9:00 – 11:00 Uhr Panel: Sowjetisierung
Moderation Anja Wilhelmi
Moritz Florin: What We Talk About When we Talk About Decolonization. A Study in the Historical Semantics of Decoloniality in the Soviet Union and Russia
Violetta Korsakova: Self-Sovietization, Mimicry and Endurance. Polish Art History in the Years 1945-1955
Rosario Napolitano: Latvian Cinema History, Cinefication, Soviet Latvia, Sovietisation, Dubbing, Newsreels, Feature Films
11:00 – 11:15 Uhr Schlussworte
Agnieszka Pufelska / Anja Wilhelmi / Katja Bernhardt
Nordost-Institut
Institut für Kultur und Geschichte der
Deutschen in Nordosteuropa (IKGN e.V.)
an der Universität Hamburg
Lindenstraße 31
21335 Lüneburg
Telefon: +49 4131-40059-0
Fax: +49 4131-40059-59
Email: sekretariat@ikgn.de
https://www.ikgn.de/veranstaltungen/die-fliessenden-grenzen-des-kolonialismus.html