Entdecken – Vermessen – Ordnen. Expeditionen im langen 19. Jahrhundert
Wir suchen Beiträge für eine vom 17. bis 19. November 2021 an der HSU stattfindende Online-Konferenz. Beiträge, die ganz offen nach Praktiken des Ordnens, nach der Entwicklung der Wissenschaften im Kontakt mit den verschiedensten Expeditionen, nach indigenem Wissen und indigenen Begleiterinnen und Begleitern, nach künstlerischen Aneignungen und letztlich nach der Fantasie der (Lehnstuhl-)Reisenden fragen
Entdecken – Vermessen – Ordnen. Expeditionen im langen 19. Jahrhundert.
Aufbrüche in die Ferne faszinieren heute mehr denn je. In Zeiten der coronabedingten Reiseverbote träumen Menschen von der Ferne, sie drängen in Gedanken an unbekannte Strände, sehen sich in unberührten Gegenden – erste Bilder und Töne vom Mars nehmen sie dabei eher beiläufig zur Kenntnis. Es scheint, als ob das bekannte Fremde mehr Anreize bietet als das Unkalkulierbare, das fast Unerreichbare.
Im langen 19. Jahrhundert erlebten die europäischen Wissenschaften durch staatlich geführte oder individuelle Expeditionen erhebliche Neuerungen. Die weißen Flecken der Erde sollten erforscht werden. Alles, was fremd war, konnte in Besitz genommen und in den europäischen Gelehrtenstuben kategorisiert werden. Das Leben an den Peripherien wurde beschrieben, bewertet, ausgebeutet. Es galt, Sprachen, Kopfformen, Riten, Kunst, Tänze und vieles mehr aufzuzeichnen, einzuordnen und zu katalogisieren. Es war der Drang in die Ferne, an dem entlang sich ganze Fachdisziplinen bildeten und abgrenzten. Artefakte, Illustrationen und Abenteuergeschichten erzeugten die Selbstwahrnehmung für eine europäische Welt, die auf der Suche nach sich selbst und ihrer Herkunft war.
Diese europäische Selbstfindung ist heute weder abgeschlossen, noch sind die Spuren der Vergangenheit verschwunden. In den ethnologischen Museen erinnern die übervollen Depots an die Sammlungswut vergangener Zeiten, die sich oft genug gewaltförmig zeigte. Trotzdem waren die Gründe für das Streben in die Ferne unterschiedlich und reichten von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Ambitionen bis zu der Abenteuerlust Privatreisender.
Auf die Einzelreisen folgten gut organisierte, oftmals mit erheblichen staatlichen Mitteln finanzierte Expeditionen. Bei diesen wurden unbekannte Gegenden durchschritten — von Europäerinnen und Europäern zusammen mit ihren einheimischen Helferinnen und Helfern. Denn die europäische Erschließung der Welt war ohne indigenes Wissen undenkbar. Doch mit welchen Vorstellungen gingen die Reisenden an die fernsten Plätze der Erde? Welche einheimischen Ordnungskonzepte übernahmen die Europäer und was hinterließen sie in den Ländern, die sie bereisten? Was wurde von den Expeditionen berichtet und aus welchen Gründen fanden sie statt? Wer finanzierte sie mit welchen Erwartungen?
Wir suchen Beiträge für eine im November 2021 an der HSU stattfindende Online-Konferenz. Beiträge, die ganz offen nach Praktiken des Ordnens, nach der Entwicklung der Wissenschaften im Kontakt mit den verschiedensten Expeditionen, nach indigenem Wissen und indigenen Begleiterinnen und Begleitern, nach künstlerischen Aneignungen und letztlich nach der Fantasie der (Lehnstuhl-)Reisenden fragen.
Bitte schicken Sie Ihre Themenvorschläge im Umfang von einer Seite mit einem kurzen biografischen Abriss bis zum 9. Mai 2021 an expeditionen@hsu-hh.de
Kontakt
expeditionen@hsu-hh.de.
https://www.hsu-hh.de/hisost/call-for-papers-discovering-surveying-ordering/