Ein Jahrhundertfund: die wechselvolle politische und wissenschaftliche Geschichte des Brachiosaurus brancai im Berliner Naturkundemuseum.
Ein Objekt überragt seit fast 100 Jahren die Berliner Museumslandschaft: das Skelett eines Brachiosaurus brancai. Der Dinosaurier ist eine Ikone der deutschen Museums-, Wissens- und Populärkultur. Die Ausgrabung der Knochenfragmente am Berg Tendaguru in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) gilt weltweit als eine der erfolgreichsten paläontologischen Unternehmungen. Im Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Museum hat sich der Brachiosaurus als besonders vielschichtiges und fragmentarisches Wissensobjekt erwiesen.
Die Beiträger zeichnen die wechselvolle Geschichte dieses Objekts nach: Entdeckt und ausgegraben in der Kolonialzeit, aufgestellt während des »Dritten Reichs« und nach dem Krieg in Ost-Berlin wiedererrichtet, steht es bis heute im Zentrum des Museums für Naturkunde Berlin. Die Autorinnen und Autoren betrachten das berühmte Ausstellungsobjekt in seinem historischen Kontext und gehen auf aktuelle Debatten ein. Dadurch brechen sie vorherrschende Narrative auf und öffnen den Blick für die Geschichten hinter dem Dinosaurier.