Wilhelmshaven, 16. April 1925. Nach mehrjähriger aufwendigster Vorbereitung sticht das deutsche Forschungs- und Vermessungsschiff „METEOR“ in See. Die METEOR wird 777 Tage unterwegs sein und schließlich am 2. Juni 1927 wieder in Wilhelmshaven einlaufen. Während der zwei Jahre bereisen, erforschen und vermessen die Wissenschaftler an Bord den Atlantik und seine Tiefen. Zur Vermessung der Tiefsee und der Atmosphäre werden innovative Techniken und Methoden eingesetzt: So hat die METEOR gleich zwei neu entwickelte Echolote an Bord. Und Pilotballons, Spiegel-Theodoliten und 10km hoch aufsteigende Drachen halten die Mannschaft zusätzlich in Spannung.
Auch personell ist das Leben auf der METEOR spannungsreich. Nur elf Monate nach Beginn der Reise stirbt der wissenschaftliche Leiter der Expedition Alfred Merz an einer Erkrankung in Buenos Aires. Der Marineoffizier und Kommandant des Schiffes Fritz Spieß übernimmt überraschend die wissenschaftliche Leitung der Expedition. Sein Tagebuch aus dieser Zeit ist Teil der Sammlung des DSM. Es gibt Aufschluss über die Herausforderungen an Bord, die Erkundungen an Land und die politische Landschaft der Zeit. Erste Erkenntnisse aus der Transkription des Tagebuches sollen auf dem Symposium präsentiert werden und in die neue Daueraufstellung zur METEOR eingehen. In bislang unerforschten weiteren Zeugnissen der Expedition, die dem Deutschen Schifffahrtsmuseum 2022 vom GEOMAR als Schenkung übergeben wurden, finden sich zudem u.a. zahlreiche Glasplatten mit Fotografien von der Forschungsexpedition, die ebenfalls auf dem Symposium behandelt werden.
Das Symposium setzt sich zum Ziel, die komplexen Interessensfelder, die sich in der Forschungsreise der METEOR verbinden, kritisch zu beleuchten. Sein Schwerpunkt liegt damit auf der Wissen- und Wissenschaftsgeschichte der METEOR und der Deutschen Atlantischen Expedition (1925-1927).
In diesem Zusammenhang soll das Verhältnis von Reichsmarine und Meeresforschung ebenso diskutiert werden wie die Umwidmung der METEOR als ursprüngliches Heeresgerät (geplant und gebaut 1915 als Kanonenboot) zum Forschungsschiff. Als Vermessungs- und Forschungsschiff hat die METEOR zwischen 1925-1927 beinah den gesamten Atlantikraum befahren und einschlägige Forschungsergebnisse erbracht. Wie sind diese in der nationalen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft der ausgehenden 1920er Jahre aufgenommen worden und welche Folgen hatten sie für die spätere Ozeanographie? Gleichermaßen möchten wir diskutieren, in welche national-, geo- und kolonialpolitischen Verstrickungen die Forschungsreise verwickelt war.
Mögliche Themenkomplexe umfassen:
– Die Geschichte des Forschungsschiffes METEOR 1 und seiner Besatzung
– Wissenschaftliche Methoden der Meeresforschung in den 1920er Jahren
– Die ozeanographische Forschung auf der METEOR 1
– Medientechnische und medienhistorische Perspektiven auf die eingesetzten Technologien und Methoden
– National- und geopolitische Verhältnisse und koloniale Verstrickungen in den 1920er Jahren und in der Forschungsschifffahrt
– Die Nachnutzung der Forschungsergebnisse in verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen
Das Symposium wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte und dem GEOMAR / Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ausgerichtet. Der Call richtet sich an Wissenschaftler:innen aus den Meereswissenschaften, Blue Humanities, der Geschichtswissenschaft, Wissenschafts- und Technikgeschichte, der Kultur- und Medienwissenschaft, und den Science and Technology Studies.
Gesucht werden Einreichungen, die sich mit einem der oben genannten Themenkomplexe auseinandersetzen oder einen weiteren innovativen Zugang zur Forschungsschifffahrt der METEOR 1 aufzeigen. Einsendungen können in deutscher und englischer Sprache eingehen. Vortragssprache ist Deutsch und Englisch. Kenntnisse in beiden Sprachen sind für eine aktive Teilnahme von Vorteil.
Einsendungen sollten ein Abstract des Vortrags samt Vortragstitel (max. 2500 Zeichen, inkl. Leerzeichen) sowie einen tabellarischen Lebenslauf (max. 2 Seiten) enthalten und als ein Dokument (PDF) bis zum 21. Januar 2023 per E-Mail an l.warnsholdt@dsm.museum geschickt werden. Diese Mailadresse kann auch für sämtliche Anfragen zum Symposium genutzt werden. Wir freuen uns auf alle eintreffenden Beiträge.
Es besteht die Option precirculated papers während des Symposium zu diskutieren, die als Grundlage für eine angestrebte Publikation im Jahr 2025 dienen können.
Reise- und Unterbringungskosten für Teilnehmer:innen ohne institutionelle Förderung werden nach Maßgabe der noch verfügbaren Mittel übernommen. Eine Publikation auf Basis der Tagungsvorträge wird angestrebt und soll 2025 zum 100-jährigen Jubiläum der METEOR 1 erscheinen.
Einsendungen (Abstract, Vortragstitel, CV) als 1 Dokument (PDF) bis zum 21. Januar 2024 per e-mail an: l.warnsholdt@dsm.museum
Lotte Warnsholdt, l.warnsholdt@dsm.museum