Forschungsprojekt

„Wien’s Tage der Gefahr“ – Die Überschwemmungen von 1830 und ihre Folgen im Bild alter Karten und Ansichten

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Wien immer wieder von Hochwässern bedroht. Diese wurden durch Schneeschmelze, Eisstau oder Starkregen ausgelöst und verursachten in der Stadt Überschwemmungen. Das letzte große Hochwasser fand im September 2024 statt, das infolge des Klimawandels durch enorme Niederschlagsmengen ausgelöst wurde. Dank der Regulierungsmaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts blieb Wien dieses Mal von weiträumigen Überschwemmungen verschont. Anders sah es im März 1830 aus. Dieses Hochwasser wurde durch einen Eisstau verursacht, bei dem viele Menschen starben und unzählige Häuser zerstört wurden. „Wien’s Tage der Gefahr“, wie der Schriftsteller Franz Sartori (1782–1832) im Jahre 1830 diese kritische Zeit in seinem gleichnamigen Buch beschrieb, waren allerdings nach dem Abfließen des Wassers nicht vorbei. Die sich ohnehin in Europa ausbreitende Cholera traf Wien ab 1831 unter anderem auch aufgrund der durch das Hochwasser verstärkten Grundwasserverschmutzung. Ziel des von der Kulturabteilung der Stadt Wien geförderten Projektes ist, jene Karten und Ansichten einer genauen Analyse zu unterziehen, die im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe von 1830 und der anschließenden Choleraepidemie entstanden waren und bis Ende der 1830er Jahre ihren Beitrag zur Umgestaltung der Wiener Fließgewässer leisteten. Dabei sollen folgende Fragestellungen und Themenbereiche aufgearbeitet werden:

Wer war an der Erstellung der Karten und Ansichten beteiligt? Der erste Themenkomplex befasst sich mit den mitwirkenden Personen und Institutionen. In der Regel waren neben dem Kartographen noch viele andere Personen beteiligt, darunter Auftraggeber, Finanziers, Drucker, Vermessungstechniker und Hilfskräfte. Diese agierten nicht allein, sondern waren in ein Netzwerk aus verschiedenen Protagonisten und Institutionen eingebunden. Daher sollen auch die sozialen Interaktionen und der dabei entstandene Ressourcentransfer hinterfragt werden.

Warum wurden die Karten und Ansichten hergestellt und wie erfolgte die Datengewinnung? Der zweite Themenkomplex befasst sich mit dem Entstehungshintergrund und -prozess. Die meisten Karten scheinen auf die eine oder andere Weise mit der Politik verbunden gewesen zu sein, da mithilfe von ihnen neue Abwasserkanäle und Flussregulierungen von staatlichen Institutionen bzw. Behörden geplant und umgesetzt wurden. Sie dienten jedoch nicht nur dem praktischen Gebrauch, sondern auch als Gedächtnisspeicher und zur Dokumentation politischer Handlungen. Gleichzeitig soll der Prozess der Datengewinnung hinterfragt werden. Welche Orte und Praktiken der Wissensgenerierung gab es während der 1830er Jahre? Lässt sich eine Variation der Darstellungsmethodik je nach Verwendungszweck feststellen? Welche Kontinuitäten und Wandlungen haben sich bei den verwendeten Kartensignaturen ergeben?

 

Laufzeit: ab 1. Oktober 2025

Bearbeiterin: Dr. Petra Svatek

Institution: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
A-1010 Wien; Email: petra.svatek@oeaw.ac.at